Weihnachtsoratorium BWV 248 – Text zum Mitlesen beim Konzert am 10. Dezember

Kantate I

  1. Chor
    Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage,
    rühmet, was heute der Höchste getan!
    Lasset das Zagen, verbannet die Klage, stimmet voll Jauchzen mit Fröhlichkeit an!
    Dienet dem Höchsten, mit herrlichen Chören,
    lasst uns den Namen des Herrschers verehren!
  2. Rezitativ (Evangelist, Tenor)
    Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augusto ausging, dass alle Welt geschätzet würde. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt David, die da heißet Bethlehem; darum, dass er von dem Hause und Geschlechte David war: auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte.
  3. Rezitativ (Alt)
    Nun wird mein liebster Bräutigam, nun wird der Held aus Davids Stamm
    zum Trost, zum Heil der Erden einmal geboren werden. Nun wird der Stern aus Jakob scheinen, sein Strahl bricht schon hervor. Auf, Zion, und verlasse nun das Weinen, dein Wohl steigt hoch empor!
  4. Arie (Alt)
    Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben,
    den Schönsten, den Liebsten bald bei dir zu sehn!
    Deine Wangen
    müssen heut viel schöner prangen,
    eile, den Bräutigam sehnlichst zu lieben!
  5. Choral
    Wie soll ich dich empfangen
    und wie begegn’ ich dir?
    O aller Welt Verlangen,
    o meiner Seelen Zier!
    O Jesu, Jesu, setze
    mir selbst die Fackel bei,
    damit, was dich ergötze,
    mir kund und wissend sei!
  6. Rezitativ (Evangelist, Tenor)
    Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippen, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
  7. Choral, Rezitativ (Sopran, Tenor)
    Er ist auf Erden kommen arm,
    Wer will die Liebe recht erhöhn,
    die unser Heiland vor uns hegt?

    dass er unser sich erbarm
    Ja, wer vermag es einzusehen,
    wie ihn der Menschen Leid bewegt?

    und in dem Himmel mache reich
    Des Höchsten Sohn kömmt in die Welt,
    weil ihm ihr Heil so wohl gefällt,

    und seinen lieben Engeln gleich.
    so will er selbst als Mensch geboren werden.
    Kyrieleis!
  8. Arie (Bass)
    Großer Herr, o starker König,
    liebster Heiland, o wie wenig
    achtest du der Erden Pracht!
    Der die ganze Welt erhält,
    ihre Pracht und Zier erschaffen,
    muss in harten Krippen schlafen.
  9. Choral
    Ach mein herzliebes Jesulein,
    mach dir ein rein sanft Bettelein,
    zu ruhn in meines Herzens Schrein,
    daß ich nimmer vergesse dein!

Kantate III

  1. Chor
    Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen,
    lass dir die matten Gesänge gefallen,
    wenn dich dein Zion mit Psalmen erhöht!
    Höre der Herzen frohlockendes Preisen,
    wenn wir dir itzo die Ehrfurcht erweisen,
    weil unsre Wohlfahrt befestiget steht!
  2. Rezitativ (Evangelist, Tenor)
    Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander:
  3. Chor
    Lasset uns nun gehen gen Bethlehem
    und die Geschichte sehen, die da geschehen ist,
    die uns der Herr kundgetan hat.
  4. Rezitativ (Bass)
    Er hat sein Volk getröst‘, er hat sein Israel erlöst, die Hülf aus Zion hergesendet und unser Leid geendet. Seht, Hirten, dies hat er getan; geht, dieses trefft ihr an!
  5. Choral
    Dies hat er alles uns getan,
    sein groß Lieb zu zeigen an;
    des freu sich alle Christenheit
    und dank ihm des in Ewigkeit.
    Kyrieleis!
  6. Duett (Sopran, Bass)
    Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen
    tröstet uns und macht uns frei.
    Deine holde Gunst und Liebe,
    deine wundersamen Triebe
    machen deine Vatertreu wieder neu.
  7. Rezitativ (Evangelist, Tenor)
    Und sie kamen eilend und funden beide, Mariam und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kind gesaget war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesaget hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
  8. Arie (Alt)
    Schließe, mein Herze, dies selige Wunder
    fest in deinem Glauben ein!
    Lasse dies Wunder,
    die göttlichen Werke,
    immer zur Stärke
    deines schwachen Glaubens sein!
  9. Rezitativ (Alt)
    Ja, ja, mein Herz soll es bewahren, was es an dieser holden Zeit zu seiner Seligkeit für sicheren Beweis erfahren.
  10. Choral
    Ich will dich mit Fleiß bewahren,
    ich will dir leben hier,
    dir will ich abfahren,
    mit dir will ich endlich schweben
    voller Freud ohne Zeit
    dort im andern Leben.
  11. Rezitativ (Evangelist, Tenor)
    Und die Hirten kehrten wieder um, preiseten und lobten Gott um alles, das sie gesehen und gehöret hatten, wie denn zu ihnen gesaget war.
  12. Choral
    Seid froh dieweil,
    dass euer Heil
    ist hie ein Gott und auch ein Mensch geboren,
    der, welcher ist
    der Herr und Christ
    in Davids Stadt, von vielen auserkoren.
  13. Chor
    Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen,
    lass dir die matten Gesänge gefallen,
    wenn dich dein Zion mit Psalmen erhöht!
    Höre der Herzen frohlockendes Preisen,
    wenn wir dir itzo die Ehrfurcht erweisen,
    weil unsre Wohlfahrt befestiget steht!

Kantate VI

  1. Chor
    Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben,
    so gib, dass wir im festen Glauben
    nach deiner Macht und Hülfe sehn!
    Wir wollen dir allein vertrauen,
    so können wir den scharfen Klauen
    des Feindes unversehrt entgehn.
  2. Rezitativ (Evangel., Tenor; Herodes, Bass)
    Evangelist:
    Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernet mit Fleiß von ihnen, wenn der Stern erschienen wäre? Und weiset sie gen Bethlehem und sprach:
    Herodes:
    Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein, und wenn ihr’s findet, sagt mir’s wieder, dass ich auch komme und es anbete.
  3. Rezitativ (Sopran)
    Du Falscher, suche nur den Herrn zu fällen, nimm alle falsche List, dem Heiland nachzustellen; der, dessen Kraft kein Mensch ermisst, bleibt doch in sichrer Hand. Dein Herz, dein falsches Herz ist schon, nebst aller seiner List, des Höchsten Sohn, den du zu stürzen suchst, sehr wohl bekannt.
  4. Arie (Sopran)
    Nur ein Wink von seinen Händen
    stürzt ohnmächtger Menschen Macht.
    Hier wird alle Kraft verlacht!
    Spricht der Höchste nur ein Wort,
    seiner Feinde Stolz zu enden,
    o, so müssen sich sofort
    Sterblicher Gedanken wenden.
  5. Rezitativ (Evangelist, Tenor)
    Als sie nun den König gehöret hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging für ihnen hin, bis dass er kam und stund oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreuet und gingen in das Haus und funden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und täten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen.
  6. Choral
    Ich steh an deiner Krippen hier,
    o Jesulein, mein Leben;
    ich komme, bring und schenke dir,
    was du mir hast gegeben.
    Nimm hin! es ist mein Geist und Sinn,
    Herz, Seel und Mut, nimm alles hin,
    und laß dirs wohlgefallen!
  7. Rezitativ (Evangelist, Tenor)
    Und Gott befahl ihnen im Traum, das sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken, und zogen durch einen andern Weg wieder in ihr Land.
  8. Rezitativ (Tenor)
    So geht! Genug, mein Schatz geht nicht von hier, er bleibet da bei mir, ich will ihn auch nicht von mir lassen. Sein Arm wird mich aus Lieb mit sanftmutsvollem Trieb und größter Zärtlichkeit umfassen; er soll mein Bräutigam verbleiben, ich will ihm Brust und Herz verschreiben. Ich weiß gewiss, er liebet mich, mein Herz liebt ihn auch inniglich und wird ihn ewig ehren. Was könnte mich nun für ein Feind bei solchem Glück versehren! Du, Jesu, bist und bleibst mein Freund; und werd ich ängstlich zu dir flehn: Herr, hilf!, so lass mich Hülfe sehn!
  9. Arie (Tenor)
    Nun mögt ihr stolzen Feinde schrecken;
    was könnt ihr mir für Furcht erwecken?
    Mein Schatz, mein Hort ist hier bei mir.
    Ihr mögt euch noch so grimmig stellen,
    droht nur, mich ganz und gar zu fällen,
    doch seht! mein Heiland wohnet hier.
  10. Rezitativ (Sopran, Alt, Tenor, Bass)
    Was will der Höllen Schrecken nun?
    Was will uns Welt und Sünde tun,
    da wir in Jesu Händen ruhn?
  11. Choral
    Nun seid ihr wohl gerochen
    an eurer Feinde Schar,
    denn Christus hat zerbrochen,
    was euch zuwider war.
    Tod, Teufel, Sünd und Hölle
    sind ganz und gar geschwächt;
    bei Gott hat seine Stelle
    das menschliche Geschlecht.